„Lehrerin oder Schauspielerin“ - das habe ich früher immer als Antwort auf die Frage nach dem späteren Berufswunsch in Freundebücher geschrieben. Schon als Kind habe ich gerne eine "Vorführung" geplant und durchgeführt und mich gefreut, wenn ich meinem Publikum ein Lächeln entlocken und eine gute Zeit verschaffen konnte. Mein beruflicher Weg führte mich dann zur Arbeit als Dozentin für Didaktik. Dabei habe ich gelernt, etwas vor Menschen vorzutragen und wie man Rhetorik, seine Stimme und das eigene Auftreten richtig einsetzt. 

Nebenher war ich ehrenamtlich bei den Pfadfindern aktiv als Kuratin. Das ist jemand, der sich um die seelsorgerischen Angelegenheiten der Mitglieder kümmert. Dort habe ich gelernt, Zeremonien zu gestalten. 

Bei meiner eigenen kirchlichen Hochzeit dann wurde mir bewusst, dass es bei der Rede während der Trauung kaum um das Paar an sich ging, als vielmehr darum, „Werbung“ für die Kirche zu machen. Und das wollte ich für andere Paare anders machen. Es soll doch bei diesem besonderen Tag um das Paar gehen, darum, was sie als Menschen und in Gemeinschaft ausmacht und darum, das Paar gemeinsam mit den geladenen Gästen zu feiern und die Verbindungen zueinander zu stärken. Als dann 2023 die Frage meines besten Freundes kam, ob ich seine Traurede halten möchte, führten alle meiner bisherigen Wege zusammen: 

Ich möchte Menschen individuell begleiten, etwas Schönes erschaffen und unvergessliche Momente bescheren. Mir ist wichtig, dass die Menschen im Mittelpunkt stehen und nicht unpersönliche Erzählungen. Mir ist wichtig, die Geschichte der Menschen zu erzählen, was ihnen und ihren Gästen wichtig ist, so dass sie als Helden ihrer eigenen Geschichte im Vordergrund sind.

So bin ich am Ende auf meinem Weg gelandet. Und das wünsche ich mir auch für „meine“ Brautpaare - deshalb bin ich Traurednerin geworden.